Psychotherapeutische Medizin
Psychotherapeutische Medizin bezeichnet die Ausübung der Psychotherapie im Rahmen der ärztlichen Tätigkeit auf Basis des ÖÄK-Diploms Psy3. Die ÖÄK-Psy3-Diplom-Weiterbildung ist durch die Anlagen zur Weiterbildungsverordnung der ÖÄK geregelt.
Psychotherapeutische Medizin
Psy3-Diplom
- Absolvierung des ÖÄK – Diplom Psychosomatische Medizin (Psy2)
- Eintragung in die Ärzteliste
- bestandenes Aufnahmeverfahren
Wann ist Psychotherapeutische Medizin angezeigt?
Grundsätzlich wird empfohlen, die Hilfe der Psychotherapeutischen Medizin in Anspruch zu nehmen, wenn über längere Zeit ein Leidensdruck besteht und im persönlichen Umfeld keine ausreichenden Hilfestellungen zur Verfügung stehen.
- GefühleStörungen des seelischen Gleichgewichtes, die mit Angst, Panik, Phobien, Psychose, depressiver Verstimmung, Depression oder Symptomen wie Schlaflosigkeit, innere Unruhe, innere Leere oder Nervosität einhergehen
- Psychosomatischen Erkrankungenwie Körperbeschwerden ohne klinischen Befund, lebensstilbedingte Erkrankungen mit nachweislicher Schädigung von Organen, somatopsychische Störungen oder Befindlichkeitsstörungen
- SchmerzenSchmerzen oder Beschwerden, für die sich keine organische Ursache finden lässt, wie Kopfschmerzen, Herzrasen, Bauchschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen oder Unterleibsschmerzen
- SchlafstörungSchlechtes Einschlafen und Durchschlafen, Albträume
- Psychischen Störungenoder begleitend bei psychiatrischen Erkrankungen aller Altersgruppen
- Körperlichen Erkrankungen
die durch emotionale Belastungen ausgelöst oder verstärkt werden
- Hohen emotionale Belastungen
die durch körperliche Erkrankungenverursacht werden:
- schweren oder chronischen Erkrankungen,
- Krebserkrankungen
- schweren Herz-Kreislauferkrankungen,
- länger dauernden Schmerzzuständen oder
- bei größeren operativen Eingriffen
- Schwere Schicksalsschläge, traumatische Erlebnisse
schweren Unfälle, Verlusterfahrungen, Todesfälle, Gewalt- oder Missbrauchserfahrungen. Zur Unterstützung und Begleitung bei der Verarbeitung schwieriger Lebensereignisse wie Trennung, Verlusterlebnisse oder Tod
- LebenskrisenZur Hilfe bei der Bewältigung von Lebenskrisen und kritischen Lebensabschnitten oder wenn wichtige Entscheidungen zu treffen sind
- Hohe Belastungenz.B. durch Erkrankung oder Pflege von Angehörigen, finanzielle Belastungen
- Arbeit und BerufStress, Burn-Out, Bossing, Mobbing, drohende Kündigung, Arbeitslosigkeit, Auseinandersetzung mit der persönlichen Situation am Arbeitsplatz und im Beruf, zur Neustrukturierung von Lebensverhältnissen in Bezug auf Arbeitsplatz, Beruf und Privatleben sowie Familie
- BeziehungZur Bearbeitung von Problemen in Beziehungen und Kommunikationsverhalten, bei Verlust- und Trennungsthemen, bei Beziehungsstörungen sowie zur Förderung der Beziehungsfähigkeit
- PartnerschaftEhekrisen, Partnerschaftsproblemen oder wenn Sie sich in Ihrer partnerschaftlichen Beziehung nicht mehr wohlfühlen
- Sexualität
Wenn Sie mit Ihrer Sexualität und Genderthemen nicht zufrieden sind oder mit ihr nicht zurechtkommen
- Probleme rund um Schwangerschaft und GeburtKompliziert verlaufende Schwangerschaft, Fehlgeburt, nicht erfüllter Kinderwunsch, ungewollte Schwangerschaft und Totgeburt
- Kinder
Schwierigkeiten und Probleme bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben, Verhaltensauffälligkeiten, Schulversagen, Angst, Lernstörung, Schmerzen, Erkrankungen
- EssverhaltenEssstörungen, wie Magersucht, Ess-Brechsucht, Adipositas
- SuchtBei Drogenkonsum oder wenn der Konsum von Medikamenten, Alkohol oder Nikotin nicht mehr gesteuert werden kann
- LebensqualitätZur Verbesserung der Lebensqualität und des Lebensgefühls, zur Erweiterung und Neuentwicklung von Lebensperspektiven und zur Gestaltung eines erfüllenden und realitätsgerechten Lebensstiles
- PersönlichkeitZur Weiterentwicklung der Persönlichkeit, Förderung von Selbstsicherheit, Unabhängigkeit, Belastbarkeit und Durchsetzungsvermögen, bei Persönlichkeitsstörungen
Medikamente und Psychotherapie
Psychotherapeutische Behandlung ist erwiesenermaßen sehr effektiv. Die Kombination von psychotherapeutischer Medizin mit Medikamenten ist in bestimmten Fällen indiziert und nachweislich gut und nachhaltig wirksam. Medikamente können die Psychotherapie unterstützen und umgekehrt.
Ablauf einer ambulanten Psychotherapie
- Im Erstgespräch beschreibt die Patient*in die Beschwerden. Wichtig ist es auch Erwartungen, Motivationen und Ziele zu besprechen.
- Die persönliche Lebensgeschichte und eventuell bestehende körperliche Beschwerden oder Erkrankungen werden in den Therapieverlauf einbezogen.
- In einer gemeinsamen Reflexion zwischen Patient*in und psychotherapeutischer Ärzt*in wird das zuvor Be- und Erarbeitete integriert und soll dann im Alltag umgesetzt werden.
- In der stationären Psychotherapie wird die Patient*in von einem Team, Arzt*innen, Psychotherapeut*innen und Therapeut*innen anderer Berufe, betreut.
Beginn einer Psychotherapie
Wir empfehlen, sich vor dem Beginn der Therapie über die verschiedenen psychotherapeutischen Verfahren zu informieren.
- Der Beginn einer Psychotherapie soll durch freie Entscheidung der Patient*in erfolgen.
- Besonders wichtig ist es, ein gutes Vertrauenverhältnis aufbauen zu können.
- Das psychotherapeutische Verfahren mit seinen Methoden, Techniken und Rahmenbedingungen sollte gut und verständlich erklärt werden.
- Ebenso sollte ein Arbeitsübereinkommen vereinbart werden, in dem Dauer, Ziele, Therapieerfolg und voraussichtlicher Abschluss der Therapie besprochen werden.
Frequenz und Dauer
- sind abhängig vom jeweiligen Störungsbild bzw. der Lebenssituation der PatientIn. Die Frequenz und Dauer werden gemeinsam mit der Ärzt*in besprochen.
- sind je nach angewandtem Verfahren unterschiedlich lang.
- Die Patient*in kann nach Absprache mit der psychotherapeutischen Ärzt*in die Therapie jederzeit beenden.
Rechte und Pflichten bei einer psychotherapeutischen Behandlung:
- Zu Beginn der Behandlung wird eine Therapievereinbarung (meist mündlich) getroffen. Die Vorgehensweise, voraussichtliche Dauer und Ziele der Psychotherapie werden besprochen. Die Höhe des Honorars und der Zahlungsmodus werden vereinbart.
- Psychotherapeutische Ärzt*innen dürfen keine unethischen und sexuellen Interessen gegenüber ihren Patient*innen verfolgen.
- Die Psychotherapie kann auch Nebenwirkungen haben. Sie können sich darüber aufklären lassen.
- Die Ärzt*in für psychotherapeutische Medizin arbeitet nach dem Ärztegesetz und hat Berufspflichten wie Verschwiegenheit und Fortbildung einzuhalten.
- In Österreich gibt es 23 anerkannte wissenschaftlich – psychotherapeutische Methoden.
- Esoterische Verfahren können im Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung nicht angewendet werden.
Nebenwirkungen
- Es kann Phasen einer Symptomverschlechterung geben.
- Psychotherapie ist ein Prozess, in dem sich partnerschaftliche, familiäre und freundschaftliche Beziehungen verändern, verbessern oder verschlechtern können.
- Berufliche Veränderungen können ebenso in positiver oder negativer Weise auftreten.
Kosten
In allen anderen Fällen erhalten Sie eine Honorarnote, die Sie bei Ihrer Krankenkasse einreichen können. Bei Wahlärzten*innen erhalten Sie ebenfalls eine Honorarnote, nach deren Einreichung sie den tarifmäßig vorgesehenen Rückerstattungsbetrag erhalten.